Am 26. April bzw. 2. Mai 2022 fanden in den beiden Vorkursen im Fach Geschichte je ein Workshop zum Ballett in der Zeit des Barock statt. Trotzdem einige Schüler*innen im Workshop deutlich ins Schwanken gerieten, lernten doch alle, wie man in der Zeit Ludwig XIV. von Frankreich (1638-1715) ging und sich verbeugte.
Workshop Ballett: schwanken und schwitzen
Im Workshop barockes Ballett versuchten die Schüler*innen der Vorkurse zunächst die Pose Ludwigs XIV. in seinem berühmtesten Portrait nachzuahmen. Schon hier wurde klar, das dafür einiges an Verrenkungen nötig ist. Eine besondere Herausforderung stellte dabei der sogenannte Tanzmeisterschritt dar, in dem sich Ludwig XIV. portraitieren ließ. Tatsächlich handelt es sich dabei um die vierte Grundposition im Ballett. Die Grundpositionen eins bis fünf ließ Ludwig im Barock erstmals kodifizieren. Sie sind noch heute die Grundlage jeder Ballettstunde.
Nach dem Einnehmen der Grundpositionen versuchten sich die Schüler*innen im Gehen. Wer glaubt, das könne doch nichts so schwer sein, irrt gewaltig! Trotz der Unterstützung durch Frau Wanninger schwankten die Schüler*innen zunächst stark hin und her. Von barocker Eleganz waren sie also noch weit entfernt! Erst nach intensivem Üben und einigem Schwitzen gelang es den Schüler*innen im Schneckentempo ein paar Schritte in höfischer Manier zu machen.
Eine ebenso große Herausforderung war die Verbeugung. Noch heute ist sie am Ende jeder Ballettaufführung zu sehen, wenn das Publikum applaudiert. In der Zeit Ludwig XIV. diente sie natürlich zum Bezeugen der Höflichkeit und der Ehrerbietung. Wer nicht wie ein Bauerntölpel wirken wollte, musste dabei stets die Füße strecken und soweit wie möglich nach außen drehen. Wichtig ist außerdem die rechtzeitige Gewichtsverlagerung. Und nie vergessen: Je tiefer das Plié, also die Kniebeuge, desto besser! Volle Konzentration ist also gefragt, wenn man die barocken Bewegungen nachahmen möchte.
Ludwig XIV. und das Ballett
Ursprünglich stammt das Ballett aus Italien. Jedoch erkannte Ludwig bereits als junger Mann die Möglichkeit, das Ballett auch politisch zu nutzen. Schon Jahre bevor er als Sonnenkönig in ganz Europa bekannt wurde, tanzte er mit gerade einmal vierzehn Jahren die Rolle der Sonne im Ballet de la nuit. Letzteres war ein ca. zwölfstündiges (!) höfisches Tanzspektakel, das 1653 sechs Mal aufgeführt wurde. Frankreich steckte zu dieser Zeit gerade mitten in einem Bürgerkrieg. Ludwigs XIV. Auftritte waren eine klare Botschaft an das anwesende adlige Publikum, das sich in die Zuschauerreihen drängte: So sicher, wie die Sonne jeden Morgen auch nach langer Nacht aufgehe, so sicher werde er diesen Bürgerkrieg beenden und Frankreich im neuen Glanz unter seiner Herrschaft erstrahlen.
Tatsächlich war Ludwig XIV. ein ausgezeichneter Tänzer, der täglich trainierte. Das war natürlich kein Zufall. Im Barock herrschte die Vorstellung, dass sich die Eignung für eine Herrschaft schon in der eleganten Bewegung zeige. So erhielt Ludwig XIV. bereits in jungen Jahren Unterricht bei einem Tanzmeister des Balletts. Dieser brachte ihm die elegante Körperhaltung und die komplizierten Bewegungsabläufe bei. Während seiner Regentschaft blieb Ludwig XIV. dem Ballett treu: Er trat nicht nur jahrelang weiterhin als Tänzer auf, er gründete auch ein Ballettkonservatorium und ließ ein System entwickeln, mit dem Ballettchoreographien erstmals niedergeschrieben werden konnten.
Mehr über Ludwig XIV. und seine Verbindung zum Ballett erfahren Sie in diesem WELT-Artikel.
N. Wanninger