Ausgewählte Lateinische Literatur
Die Belegung dieses Profilfachs ist – analog zur Englischen und Französischen Konversation – nur für die Schüler der KII (= der elften Klasse) möglich.
Das Fach Ausgewählte Lateinische Literatur dient im ersten Halbjahr zur Festigung und Einübung des in den regulären Lateinstunden erlernten Stoffes anhand von ausgewählten „schönen“ Texten, die nicht im regulären Schulbuch, sondern in anderen Schulbüchern stehen, wie z.B Fabeln, mythologischen Erzählungen, Anekdoten usw. Neben der Einübung des Stoffs sollte immer die Freude an der „schönen Geschichte“ eine wichtige Rolle spielen.
Im zweiten Halbjahr wird die im Unterricht behandelte philosophische Lektüre (Seneca und Cicero) durch weitere Texte (außerhalb des Lehrbuchs) ergänzt und erweitert.
Als Beispiel für eine lateinische Fabel, wie sie etwa im Fach Ausgewählte lateinische Literatur gelesen wird, zeigt sich hier die echt römische Geschichte von der Ameise und der Grille. Die Ameise legt im Sommer Vorräte für den Winter an, aber die Grille denkt nicht an die Zukunft: sie genießt das Leben, tanzt und singt; wenn der Winter kommt, bittet sie die Ameise um Nahrung: doch diese gibt ihr nichts, da ihre Vorräte nur für sie allein ausreichen (auch in diesem Punkt zeigt sie sich als umsichtige Rechnerin). Die Fabel basiert auf der einfachen Naturbeobachtung, dass Ameisen im Gegensatz zu Grillen den Winter überleben.
Doch die Moral der Fabel geht weit tiefer: hier soll die römische Tugend der parsimonia (der Sparsamkeit) vor Augen gestellt und eingeübt werden. Es geht aber auch um die Macht des vorausschauenden Handelns, das das Leben rettet. Oder auf Schule bezogen bedeutet der der Text ganz einfach, dass rechtzeitig vor Leistungserhebungen gelernt werden sollte.
Die nebenstehende Seite aus einem alten niederländischen Fabelbuch wirkt auch durch ihre Dreisprachigkeit (Niederländisch, Latein, Englisch) anregend. Die Illustration macht das Lernen leichter.