Bücher in der roten Zelle
Hoppla! Ein Londoner Telefon-Häusel hat sich nach München verirrt. Seit Schulanfang steht es im Städtischen Münchenkolleg. Doch drinnen gibt’s kein Telefon. Das leere Gehäuse wurde zur Bücherbörse. Stattdessen stehen jetzt hier Bücher hinter Gittern! Hinter roten nämlich. Um mehr Bücher aufzunehmen, hat man vier Metallböden eingelegt. Sie sollen die kiloschweren Buchreihen ohne „Durchhänger“ tragen. Damit bekam die rote Zelle „einen großen Magen“. Der schluckt jede Menge Wissen. Er gibt alles aber ebenso gern wieder her.
Täglich verändert sich das Angebot. Ein Zeichen, dass „das Geschäft blüht“. Kein Wunder. Alle Bücher aus der roten Telefonzelle sind kostenlos zum Mitnehmen. Interessierte brauchen nur die Türe aufmachen. Dann dürfen sie einpacken, was ihnen gefällt. Dabei gilt: „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.“
Das Münchenkolleg wirft damit kein kostbares Wissen weg. Im Gegenteil: es recycelt. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes: Es bringt gebrauchte, aber nützliche Bücher kostenlos neu in Umlauf. Damit bietet die Schule Lernwilligen zusätzliche Hilfen fürs Abitur.
So funktioniert die öffentliche Bücherbörse des Städtischen Münchenkollegs
Das Angebot ist groß. Es umfasst viel fürs Abitur: aussortierte Schulbücher, Landkarten, Bildbände, Schullektüren in verschiedenen Sprachen, Klassiker, Kinderbücher, Nachschlagewerke, Hörbücher, DVDs und vieles mehr. Bildung aller Art also.
All dies findet kurzen Aufenthalt in der roten Zelle, bis jemand Interesse hat. Dann nimmt man das gewünschte Werk einfach mit nach Hause. Auch dann, wenn man selbst nichts dazustellt. Das tun dann die anderen. Viele bringen das in die rote Zelle, wofür daheim kein Platz mehr ist. Auf der anderen Seite macht dann so manche/r Schüler*in vor Begeisterung über einen neuen Fund einen Luftsprung.
Die rote Bücherbörse hat sich bewährt. Sie ist mittlerweile eine beliebte Bereicherung des Schullebens am Städtischen Münchenkolleg. Ohne großen Aufwand wurden und werden Bildungs- und Kulturgüter miteinander geteilt. Manches Buch wird neu ins Spiel gebracht. Vorbild für die Büchertauschbörse am Münchenkolleg waren die öffentlichen Bücherschränke der Stadt München.
Dr. Hildegard Lorenz