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Kritischer Umgang mit der kolonialen Vergangenheit

Ein paar Gedanken zum Besuch der Afrikaausstellung im Museum Fünf Kontinente

Weltweit tobt derzeit eine hitzige Debatte um die Frage, ob und wie Objekte aus kolonisierten Staaten von westlichen Museen wieder an die Herkunftsländer zurückgegeben werden sollen. Das Beispiel der Bronzeplatten des Königsplastes von Benin ist nur ein prominentes Beispiel für den Umgang mit der kolonialen Vergangenheit.Messingkopf aus der Ausstellung zur kolonialen Vergangenheit im Museum Fünf Kontinente

Außerdem gibt es inzwischen auch in Deutschland eine vermehrte Aufmerksamkeit für den Umgang mit der kolonialen Vergangenheit. Die Tatsache, dass Deutschland erst spät in den kolonialen Wettstreit einstieg und im Vergleich zu Frankreich oder Großbritannien über wenige Kolonien verfügte kann, so wird man sich langsam bewusst, nicht über die Grausamkeit der deutschen kolonialen Herrschaft hinwegtäuschen. Auch in München spielt dieses koloniale Erbe eine Rolle, z.B. bei der aktuell laufenden Debatte um die Umbenennung kolonialer Straßennamen. (Hier mehr zum Münchner Projekt zu belasteten Straßennamen.)

Museumsbesuch

Vor dem Hintergrund dieser weltweit sowie in Deutschland und in München laufenden Debatten besuchten im Juli die beiden Vorkurse im Rahmen des Geschichtsunterrichts die Afrikaausstellung des Museums Fünf Kontinente. Durch die Ausstellung führte die Klassen eine Mitarbeiterin des Museumspädagogischen Zentrums (MPZ) der Stadt München. Sie leitete auch einen kleinen Bastel-Workshop im Anschluss an die Führung.

Das Museum Fünf Kontinente entstammt eben jenem Zeitalter des Kolonialismus. Grundstein hierfür bildete die ethnologische Sammlung der Wittelsbacher. Auch dieses Museum ist Teil der weltweiten Diskussion, denn es organisiert nicht nur Veranstaltungen zum Thema Provenienzforschung (d.h. Forschung zur Herkunft der Objekte), sondern hat auch die Inventarlisten seiner Objekte öffentlich gemacht. Trotzdem kann dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass dieses Museum eben deshalb entstand, um die Überlegenheit der europäischen Kultur gegenüber afrikanischer Kulturen der Öffentlichkeit zu demonstrieren. Hinzu kommt Folgendes: Allein die Afrikaabteilung dieses Museums verfügt über 20.000 Objekte – ein Bestand, der der afrikanischen Bevölkerung vor Ort in Afrika also nicht zugänglich ist.

Fazit

Der Besuch der Afrikaabteilung des Museums hinterließ für viele der Schüler*innen des Münchenkollegs somit gemischte Gefühle: Zum einen demonstrierte der Besuch des Museums einige Errungenschaften afrikanischer Kulturen. Schließlich gab es auch hier z.B. eine so kunstreiche Metallverarbeitung, dass die Kolonialherren abstruse Theorien entwickelten, ob hier nicht doch ein europäischer Einfluss nachweisbar sei. Zum anderen führte der Besuch des Museums klar vor Augen, wie vielfältig afrikanische Kulturen sein können. Eine Auswahl von Masken gleich zu Beginn der Ausstellung, die verschiedene Vorstellungen von weiblicher Schönheit repräsentieren (s. Abbildung rechts), führte dies sehr deutlich vor Augen.

Jedoch warf der Besuch für viele Schüler*innen auch viele Fragen auf: Können in der Kolonialzeit erstandene oder geraubte Objekte weiterhin in westlichen Museen ausgestellt werden? Wenn nicht, an wen sollen die Objekte zurückgegeben werden und wie ermittelt man den Besitzer dieser Objekte? Ist mit der Rückgabe dieser Objekte gesichert, dass sie der Bevölkerung vor Ort auch zugänglich sind oder verschwinden diese in privaten Sammlungen? Wie kann ein kritischer Umgang mit der eigenen kolonialen Vergangenheit in Deutschland oder München in einem Museum aussehen? Wie soll eine Führung durch eine derartige Sammlung aussehen?

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Sicher war für die Schüler*innen zum Abschluss der Führung vor allem eins: Der Zustand, wie er derzeit in Geschichtsbüchern und Museen existiert, bedarf dringend der Überarbeitung und zusätzlicher Forschung. Hier stellt das Museum Fünf Kontinente keine Ausnahme dar, sondern ist vielmehr Teil einer global laufenden Debatte, die sicher noch über Jahre laufen wird.

N. Wanninger