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In den Fußstapfen der Giesinger Industriegesellschaft

Am 15. Dezember 2022 wanderte der K2-Geschichtskurs von Frau Wanninger warm eingepackt und mit Quellenmaterial ausgestattet durch die Nachbarschaft des Städtischen Münchenkollegs. Das Ziel der Wanderung: Die Geschichte der Giesinger Industriegesellschaft in unmittelbarer Nähe aufzuspüren.

 

 

Hier ist der Auer Mühlbach und der Giesinger Berg zu erkennen, die damals bereits Teil des Dorfes Giesings waren.

Ansicht Giesings mit Mühlbach und Giesinger Berg, um 1800: damals nur ein Dorf außerhalb der Stadt München (kolorierter Kupferstich von Philipp Trog, CC0).

Das Dorf Giesing

Obwohl die meisten Menschen Giesing heute vor allem als Münchner Stadtteil kennen, ist Giesing hunderte Jahre älter als München. Der Auer Mühlbach fließt heute in großen Teilen unterirdisch. Jedoch war dies über Jahrhunderte nicht der Fall: Der Mühlbach war die Lebensader des Dorfes Giesing, so dass zwischen seinem Ufer und dem Giesinger Berg bald erste Gebäude entstanden.

Die Menschen, die damals in Giesing lebten, waren meist „kleine Leute“, wie Handwerker, Bauern und Tagelöhner. Letztere gingen täglich zu Fuß nach München, um dort für den Tag Arbeit zu finden. Jedoch war der Großteil der Giesinger in der Landwirtschaft tätig. Der letzte Giesinger Bauernhöfe verschwanden erst in den 1930er Jahren.

 

 

Der Wandel zur Giesinger Industriegesellschaft

Blick auf die Kirche von Giesing am Giesinger Berg von Nordosten

In dieser Lithographie von 1856 führt bereits eine Treppe den Giesinger Berg hoch. Zu sehen sind außerdem die ersten Herbergen in Untergiesing. (CC0)

Während die KollegiatInnen aus der dörflichen Zeit Giesings lediglich Straßennamen fanden, sah es mit den Spuren aus der Zeit der Industrialisierung ganz anders aus. Denn keine Epoche hat das Stadtbild Giesings so sehr geprägt, wie die Industrialisierung. Eine große Neuerung dieser Epoche war der Bau von Fabriken mitten in Giesing. Wo früher noch der Mühlbach beschaulich durch ein Dorf floss, stand hier nun z.B. die Lederfabrik von Meyer und eine Eisengießerei. Somit wurde der Mühlbach auch für die Industrie zur einer der zwei wichtigen Lebensadern. Die Eisenbahnlinie, die 1898 in Giesing fertiggestellt wurde, war die zweite. Bereits 1854 hatte man Giesing eingemeindet.

Mit den Fabriken kamen dann auch die Arbeiter vom Land, die u.a. in Giesing Arbeit suchten. So platzte das ehemals kleine Dorf innerhalb kürzester Zeit aus allen Nähten. Während sich in Untergiesing die illegalen und völlig überfüllten Herbergsbauten an den Giesinger Berg drückten (Fotobeispiel s. hier), entstand in Obergiesing um 1840 die Feldmüllersiedlung. Hier verkaufte die Wirtstochter Therese Feldmüller immer wieder Teile ihres Giesinger Anwesens an „kleine Leute“. Auch wenn der Skandal um das hier abgerissene Uhrmacherhäusl für Schlagzeilen sorgte und sorgt, erfreuen sich diese geduckten und beschaulichen Häuser großer Beliebtheit. Zur Zeit der Giesinger Industriegesellschaft dürfte das Zusammenleben mit mindestens doppelter Bewohnerzahl und fehlenden sanitären Anlagen deutlich schwieriger gewesen sein.

 

 

Giesings Weg in die Moderne

Durch Industrie und massiven Zuzug von neuen Einwohnern wandelte sich Giesing grundlegend. Die damit einhergehende Wohnungsnot, Umweltverschmutzung und Seuchen zwangen BürgerInnen und Stadt zum Handeln. Der Bauverein Giesing, gegründet von Münchner Handwerkern und Geistlichen, beispielsweise baute die ersten Genossenschaftswohnungen in Untergiesing. Den Ruf als Glasscherbenviertel hat Giesing inzwischen längst abgelegt, aber das Bild der Arbeiter prägte Giesing auch im 20. Jahrhundert. Als Kurt Eisner (SPD), erster Ministerpräsident Bayerns und dessen Begründer, auf dem Giesinger Ostfriedhof begraben wurde, säumten ca. 100.000 Münchnerinnen die Straßen. Selbst das Postamt an der Tegernseer Landstraße ist ein Zeugnis für Giesings Weg in die Moderne. 1928/9 errichtet im Stil der Neuen Sachlichkeit ist es ein prominentes Beispiel für die bayerische Postbauschule. Mit strukturierter Planung sollte Personal und Kunden genügend Licht und Platz zur Verfügung stehen. Damit hebt sich das Gebäude noch heute aus den vielen Bauten des 19. Jahrhunderts hervor, die es umgeben.

Noch heute ist der Giesinger Bahnhof ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt - auch für die SchülerInnen des Münchenkollegs

Empfangsgebäude des Bahnhofs Giesing um 1900 (CC0)

Für die Schülerinnen des Geschichtskurses war der Spaziergang durch die Nachbarschaft des Städtischen Münchenkollegs eine gute Gelegenheit, ihre tägliche Umgebung neu zu entdecken. Außerdem konnten sie selbst entdecken, wie geschichtliche Entwicklungen den Alltag der Menschen prägten und sie selbst noch heute prägen. Sollten Sie selbst einmal (wieder) in Giesing aus der S-Bahn steigen, denken Sie daran, dass Sie diese Transportmöglichkeit nur nutzen können, weil der Bau des Bahnhofs durch die Giesinger Industrialisierung nötig wurde!

 

 

Mehr Informationen zur Geschichte Giesings:

N. Wanninger